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Unsere Geschichte – 1807 bis heute

Musik Hug hat eine reiche Entstehungs- und Entwicklungsgeschichte. Wir haben als Musikunternehmen über 200 Jahre Erfahrung im Umgang mit Musikinstrumenten und im Handel mit Musiknoten. Gerne verraten wir hier mehr über uns und blicken auf die spannenden Etappen der Unternehmensgeschichte.

Der Ursprung im Musizieren

Stellen wir uns ein familiär-freundschaftliches Musizieren vor, in einem Bürgerhaus kurz nach 1800, in Thalwil oder Zürich. Man singt, spielt auf der Harfe oder dem Hammerklavier, plaudert dazwischen, tauscht Ideen aus. Die Zeit ist im Umbruch, in diesem von Napoleon dominierten Europa, aber auch in der Schweiz. Neue Weltbilder entstehen, selbst im Kleinen, etwa in der Pädagogik: Johann Heinrich Pestalozzi sucht alternative Wege der Menschenbildung. Und in der Musik bricht nach Mozarts Tod und mit forschen Talenten wie Ludwig van Beethoven eine neue Epoche an, es gibt vieles zu entdecken. 

In unserer Musikgruppe sitzen zum Beispiel ein Pfarrer und seine Frau. Pfarrer Jakob Christoph Hug, geboren 1776 in Zürich, wirkt seit 1798 in Thalwil; seine Frau Barbara Schulthess ist die Nichte von Pestalozzis Gattin. Und mit ihnen ist ein junger Feuerkopf, der wunderbar Harfe spielt und die Damen entzückt: Hans Georg Nägeli, geboren 1773. Er stammt aus Wetzikon und kommt 1790 mit wenig Geld nach Zürich, er begeistert sich sogleich für die Musik und eröffnet bereits 1791 an der Augustinergasse – mit dem Zustupf von Gönnern – eine Musikalien-Handlung und Leihbibliothek, die erste ihrer Art in der Schweiz. 

Aber mehr noch: Der Erfolg seines Liedes «Freut euch des Lebens» (er hat es nicht wirklich selber komponiert, sondern aus anderen Stücken zusammengestellt) beflügelt ihn: Er gründet 1794 einen Verlag – und hat auch schon hochfliegende Pläne, was er dort publizieren möchte. Erst einmal freilich binden ihm die Koalitionskriege die Hände, infolge derer es 1799 auch in der Nähe von Zürich zu Kämpfen zwischen französischen und russisch-österreichischen Truppen kommt. 

Nach 1800 aber macht er sich mit vollem Elan ans Werk. So kann er bald in seinem Répertoire des Clavecinistes neue Sonaten von Muzio Clementi und Ludwig van Beethoven anbieten. Sein Catalogus neuer Musikalien ist ein Spiegel der zeitgenössischen Musik. In seiner zweiten Editionsreihe aber – dem Musikalischen Kunstwerk der strengen Schreibart – verwirklicht er einen Traum: er publiziert 1801 erstmals – gleichzeitig mit Verlagen in Paris, Bonn und Leipzig – Johann Sebastian Bachs Wohltemperiertes Klavier. Dieser Pionierleistung lässt er bald Bachs Goldberg-Variationen, Die Kunst der Fuge, die sechs Violinsonaten und die sechs Orgeltrios folgen. Auf Bach, diesen «musikalischen Riesen», wie Nägeli schreibt, will er seinen Verlag gründen, auf einen Meister also, der unter Komponisten wohlbekannt, beim breiten Publikum aber noch ungeliebt ist und den es wiederzuentdecken gilt. 

Solch grosse Leistungen, denen Nägeli später andere folgen lassen wird, bringen ihm zwar internationales Renommee ein, sind aber im Gegensatz zum Musikaliengeschäft nicht besonders lukrativ. Kommt hinzu, dass Nägeli auch noch auf anderen Gebieten rege tätig ist. So gründet er 1805 das Zürcherische Singinstitut, das erste in der Stadt. Er engagiert sich für das Singen und gibt 1810 zusammen mit Michael Traugott Pfeiffer eine Gesangsbildungslehre nach Pestalozzischen Grundsätzen pädagogisch begründet heraus, die sogleich Erfolg hat und mehrere Auflagen erlebt. Es sind beides Taten, die dem Chorwesen in der Schweiz – und darüber hinaus – enormen Antrieb verleihen werden und für die Nägeli zu Recht den Ehrentitel «Sängervater» erhält.

Der Vertrag von 1807

Nur bringt derlei nicht viel Geld ein – und das ist denn auch die Schwäche des grossen Talents Nägeli. Er ist ständig auf Geldsuche. So kann man sich vorstellen, dass Nägeli bei jener musikalischen Gesellschaft mit Hug seine Mitmusiker wohl mit seinen Ideen fasziniert und dass der begeisterungsfähige Hug seinerseits finanzielle Unterstützung zusagt.

Und damit sind wir beim eigentlichen Anfang unserer Geschichte angelangt. So floss damals das Geld von Hug zu Nägeli, aber es kam nicht zurück, nicht einmal die Zinsen davon. Europa wurde von Kriegen und Krisen geschüttelt, Hug selber geriet bald unter Druck; und als er sein Geld zurückforderte, was Nägeli nicht leisten konnte, musste eine andere Lösung her. Er habe nicht die Absicht, «Sie Ihres Etablissements zu berauben», schrieb der Pfarrer an den Musiker, aber es werde eine etwa «3jährige Abtretung Ihrer Direction nötig sein, ohne welche ich über gewisse Sachen nie völlig ruhig und sicher sein kann».

So sein Vorschlag. Aus den drei Jahren wurden schliesslich zehn. Am 10. November 1807 unterzeichneten Nägeli und Hug sowie der ebenfalls beteiligte Bruder Caspar Hug und als weiterer Gläubiger Melchior Horner jenen «Traktat», der gleichsam die Gründungsurkunde der Firma Hug darstellt. Für zehn Jahre übernahmen Hug und Horner das Geschäft, sie führten es weiter unter dem Namen «Hans Georg Nägeli & Comp.», dieser jedoch war nur noch für Verlagsfragen angestellt. Nach Ablauf der Frist stand es Nägeli frei, seinen Laden zurückzukaufen – oder ihn Hug zu überlassen.

Der hätte sich liebend gern dieser Aufgabe entledigt, zumal das Verhältnis auch weiterhin finanziell gespannt blieb, aber das Jahr 1817 rückte heran, und Nägeli wollte sein Geschäft keineswegs zurücknehmen, so dass Hug sich wohl oder übel in dieses Schicksal schicken musste. Deshalb führten die «Gebrüder Hug» die Musikalienhandlung allein fort.

Jakob Christoph Hug wäre aber liebend gern wieder ins Pfarramt zurückgekehrt. Tatsächlich folgte er 1828 einem Ruf nach Wetzikon, wo er denn auch bis zu seinem Tod 1855 bleiben sollte. Für das Zürcher Geschäft musste jedoch schnell ein Nachfolger gefunden werden, vor allem einer, der über die unternehmerischen Fähigkeiten verfügte.

Der Tuch- als Musikhändler

Er fand sich schliesslich in seinem zweiten Sohn Jakob Christoph. Dieser, geboren 1801, hatte im Tuchhandel weit herum reüssiert. Er arbeitete zunächst in Italien, betrieb nebenher auch den Zwischenhandel in Saiten und Instrumenten und schuf sich schliesslich in St. Petersburg eine solide Position. Und er nun sollte auf väterlichen Wunsch die Musikalienhandlung übernehmen. Ungern, aber dennoch: So «erwarte ich Deine Befehle, um sofort nach Hauses zu kommen». Schweren Herzens kehrte er in die Schweiz zurück. Dieser Verzicht und diese Verpflichtung dürften ausschlaggebend für die Zukunft des Unternehmens gewesen sein.

Noch nicht ganz zufrieden mit diesem Schicksal – die wirtschaftliche Situation schien ihm zu unsicher – baute er neben dem Zürcher Geschäft allerdings zunächst eine Papierfabrik im toggenburgischen Lichtensteig auf, die er durchaus zum Florieren brachte. Diese Doppelbelastung erwies sich aber auf Dauer als zu strapaziös. Und so verkaufte Jakob Christoph Hug jun. auf Rat seiner zweiten Frau, der weitsichtigen Susanna Hug Wild, die rentable Fabrik, um das Musikgeschäft neu zu beleben. 1845 kehrte das Paar mit dem gerade drei Jahre alten Söhnchen Emil nach Zürich zurück. Mit voller Kraft trieb Jakob Christoph Hug nun das Geschäft voran. 1846 schon zog man in ein neues Domizil im Haus «Zum Sunnezyt» an der Ecke Kuttelgasse / Rennweg um.

Die musikalischen Zeichen standen günstig: Dank Franz Abt, dem aus Sachsen stammenden Kapellmeister und Komponisten, aber bald auch weiteren Musikern, erhielt das Zürcher Musikleben neue Impulse. Es begann regelrecht aufzublühen. Etliche Chöre waren entstanden, sie wurden wichtig bei der Bildung des neuen Bundesstaats Schweiz, dessen Ideale sie besangen und strukturell vorbereiten halfen. Der Verlag publizierte für sie Gesangsbücher. Das Aktientheater war eingeweiht worden. Dank der neuen Universität zog die Stadt auch Intellektuelle an, und so war es kein Zufall, dass 1849 der steckbrieflich gesuchte Richard Wagner auf der Flucht nach dem misslungenen Dresdner Putsch in Zürich ein Zuhause fand. Bald schon dirigierte er in der Stadt, und er wird auch des öftern bei Hug vorbeigekommen sein. Die Musik wurde zum Gesprächsstoff. Was dem Geschäft zugute kam. Ja es lief so gut, dass man 1849 sogar eine erste Filiale im Zibelegässli zu Bern eröffnete, die aber ein Jahr darauf verkauft werden musste.

Der Firmeninhaber Jakob Christoph Hug jun. kränkelte – und tatsächlich starb er bereits 1852. Sein Sohn war erst zehn Jahre alt, und so übernahm seine Frau Susanna den Laden, führte ihn selbstbewusst durch das folgende Jahrzehnt. Diese «kluge und temperamentvolle Frau, die sich schon zu Lebzeiten ihres Gatten in den Geschäftsbetrieb eingelebt hatte und diesen nunmehr mit grosser Energie und Sachkenntnis weiterführte», so erinnert sich noch 1909 die Neue Zürcher Zeitung, erhielt einen Ehrenplatz in der Familienchronik.

Die Blütezeit: Emil Hug

Bereits 1862 starb Susanna Hug Wild ermattet. Heinrich Müller, der als Lehrjunge einst bei Hug begonnen hatte, führte die Geschäfte weiter, bis Sohn Emil sie übernehmen konnte. Dieser absolvierte noch seine Lehrjahre in Leipzig und kehrte 1864 nach Zürich zurück. Was nun folgt, ist eine aussergewöhnliche Erfolgsstory, bei der Emil Hug gewiss vom aufblühenden Musikleben profitierte. Er erwies sich aber auch als äusserst geschickter, weitblickender Geschäftsmann. Schon 1865 erwarb er zum Beispiel die Alleinvertretung für die Schweiz der Klavierbaufirma Steinway & Sons. Er knüpfte Kontakt zu Bechstein, Erard, Pleyel & Wolff sowie Blüthner. Und er begründete so eine Tradition, die noch heute im Hause sichtbar ist.

Im selben Jahr 1865 gründete er bereits die ersten Filialen, die bis heute bestehen blieben: Basel und St. Gallen. Die kleinen Agenturen und Depots, wie Hug sie zuvor in mehreren Städten betrieb, genügten den Ansprüchen nicht mehr. Die Kunden wollten rascher bedient werden. Von Basel aus expandierte Hug bis ins Elsass, 1871 wurde in Strassburg eine Filiale errichtet. Später folgten Filialen etwa in Luzern, Lugano, Konstanz, Winterthur und Zürich Aussersihl.

Am einflussreichsten aber erwies sich die Gründung einer Filiale in Leipzig, dem Zentrum des deutschen Buchdrucks und Buchhandels. Emil Hug konnte dabei sicher von seinen Lehrjahren profitieren. 1885 entstand diese Filiale, durch die sich der Hug-Verlag ein breites Renommee verschaffte. Er entwickelte sich in jener Zeit über sein helvetisches Stammrepertoire hinaus, druckte zeitgenössische Musik bis hin zur Unterhaltungsliteratur, er wurde aber vor allem zum grössten und wichtigsten Chorverlag des deutschsprachigen Raums. Darüber hinaus war er mit seinem Grosssortiment führend und exportierte regelmässig bis nach Südamerika.

1872 verliess die Firma Hug den Rennweg und zügelte über den Fluss ans Sonnenquai (heute Limmatquai), wo sie sich zuerst im Haus zur Laterne (Limmatquai 26) niederliess. Infolge des immer stärker aufkommenden Handels mit Klavieren, Harmoniums und weiteren Instrumenten, die viel Platz brauchten, später auch für die neuen Geräte wie Phonographe und Reproduktionsklaviere, musste man expandieren.

1887 kaufte Emil Hug nebenan auch das Haus zur Münsterhalde (Grossmünsterplatz 7), 1899 schliesslich auch die Münsterburg (Limmatquai 28), eines der ersten Wohnhochhäuser des damaligen Zürich, in dem Musik Hug heute noch seinen Stammsitz hat.

Emil Hug, «Papa Hug», wie man ihn respektvoll nannte, engagierte sich im Zürcher und Schweizer Musikleben, gehörte zu den einflussreichen Persönlichkeiten der Stadt, mischte in musikpolitischen Fragen mit und baute sein Geschäft weiter aus. 1907, bei der 100-Jahr-Feier, zählte die Firma mitsamt allen Filialen 161 Mitarbeiter. 3221 Klaviere und 990 Harmoniums standen in den Läden und Depots oder waren vermietet. Bei seinem Tod 1909 hinterliess Emil Hug ein blühendes Geschäft. «Vivat, crescat, floreat» hiess der Wahlspruch, den er den nachfolgenden Generationen aus jener Zeit des Aufschwungs mitgab.

Durch schwierige Zeiten: Adolf Hug sen.

Seine beiden Söhne hatte er schon früh ins Geschäft einbezogen und sie 1893 zu seinen Teilhabern gemacht. Arnold, geboren 1866, engagierte sich leidenschaftlich im Geschäft, brachte neue Ideen ein, leitete einige Zeit die Leipziger Filiale, starb aber bereits 1905. Hans Langnese-Hug, der Schwiegersohn, trat in die Firma ein, so dass sie sich fortan «Hug & Co.» nannte. Es war der zweite Sohn, Adolf Hug senior, geboren 1867, dem es oblag, die Firma durch die nun folgenden schweren Jahrzehnte zweier Weltkriege und mehrerer Wirtschaftskrisen zu führen. Es gelang ihm, dem sozial eingestellten Patron, ohne Entlassungen.

Probleme ergaben sich allein dadurch, dass es ständig galt, auf die jüngsten technischen Entwicklungen zu reagieren. Ein Apparat löste den anderen ab. War zunächst nach der Jahrhundertwende eine Vielfalt von Phonographen, Grammophonen, Reproduktionsklavieren und Spielautomaten auf dem Markt erschienen, so gerieten viele von ihnen ab 1925 spätestens ausser Mode und mussten abgeschrieben werden. Stattdessen kamen neue Medien wie das Radio auf, das Hug selbstverständlich von Beginn weg im Sortiment führte. 1924 und 1926 erhielt Hug etwa den Auftrag, die neuen Radiostudios in Zürich und Basel technisch auszustatten und die Grammophone und Platten zu liefern.

Diese neuen Geräte, aber auch die Flügel und Harmoniums, beanspruchten enorm viel Raum. So führte Hug lange eine Dependance im Gebäudekomplex von Wasserkirche und Helmhaus. 1930, als die Stadt diese Räume wieder für sich beanspruchte, konnte Adolf Hug sen. schliesslich den Kramhof an der Füsslistrasse 4 erwerben, wo im darauffolgenden Jahr eine neue Filiale mit Klavier- und Orgelabteilung, HiFi-Geräten und Schallplatten eingeweiht wurde, ein Laden, der zeitweise auch Tonstudios, Klavierwerkstätten und einen Konzertsaal beherbergte und der bis 1993 bestehen blieb.

Hochkonjunktur: Adolf Hug jun.

Kurz vor seinem Tod 1943 übergab Adolf Hug sen. die Firma seinem Sohn Adolf und seinem Neffen Hanns Wolfensberger. Es war eine heikle Situation. Die Schweiz stand zwischen den Achsenmächten. Die Leipziger Filiale brannte im Dezember 1943 im Bombardement der Royal Air Force völlig aus – und führte danach bis zu ihrem Ende in den 50er Jahren nur noch ein Schattendasein. Die Weichen mussten neu gestellt werden. Dies gelang dem Verlagsleiter Wolfensberger etwa dadurch, dass er das Repertoire wieder entschieden redimensionierte. Er hatte auch sonst wesentlichen Anteil daran, dass die Firma nach dem Krieg erfolgreich in den Aufschwung startete.

Denn der 1904 geborene Adolf Hug jun. war unter den sechs Firmenleitern gleichsam der Musiker. Er hatte sich zwar ebenfalls von Grund auf in den Musikhandel eingearbeitet, aber auch in Leipzig bei Max Pauer sein Studium als Klavierpädagoge abgeschlossen, und er war bereits in Konzerten aufgetreten, so gemeinsam mit dem Komponisten und Pianisten Kurt Herrmann (der später zu den wichtigsten Verlagsautoren von Hug gehört). «Zur Leitung des Musikhauses berufen, trennte er sich schweren Herzens von den geliebten Plänen und ging den Weg der Pflicht», heisst es in der Jubiläumschronik von 1957.

Der Aufschwung brachte das Geschäft wieder zum Blühen, es verlangte aber auch Investitionen. Das Sortiment erneuerte sich laufend. Ausserdem mussten endlich die notwendigen Erneuerungen angegangen werden. Die Filialen wurden umgebaut oder renoviert, 1958/59 schliesslich auch die Stammhäuser am Limmatquai, die Laterne und die Münsterburg, zweimal in jenen Jahrzehnten auch der Kramhof.

Die Firmenstruktur veränderte sich: 1973 wurde die Firma von einer Personen- in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Diese Musik Hug AG umfasste daraufhin den Detailhandel mit allen Filialen. Hug & Co. Zürich besteht als Immobiliengesellschaft weiter, die als einziger Betriebszweig der Verlag angegliedert ist.

Im Lauf der Jahrzehnte hatte die Firma eine Musikinstrumentensammlung aufgebaut, die schliesslich in einem Museum zusammengeführt wurde und lange in der Laterne zu besichtigen war. 1962 schenkte Adolf Hug jun. diese Sammlung der Stadt Zürich, mit der Auflage, sie periodisch zugänglich zu machen. Dafür überreichte ihm Stadtpräsident Emil Landolt 1966 die Hans-Georg-Nägeli-Medaille der Stadt: Nicht nur als Dank für die grosszügige Schenkung, sondern auch für die Verdienste um das Zürcher Musikleben.

Gegenwart und Zukunft: Erika Hug

Diese Ehrung bedeutete auch das Ende einer Ära. 1978 trat der kränkelnde Adolf Hug jun. von der Geschäftsleitung zurück. Im August 1979 starb er in Zürich. Seine Tochter Erika Hug, geboren 1945, die nun in die Geschäftleitung eintrat, war schon zuvor aufgefallen. Als ihr Vater 1973 erwog, die Firma zu verkaufen, beschloss sie, sich vehement dafür einzusetzen, damit dies nicht notwendig werde. Im selben Jahr trat sie in den Verwaltungsrat ein. Ein Jahr darauf übernahm sie die Werbeleitung für die Schweiz, 1979 auch die Verlagsgruppe. 1984 schon war sie Vorsitzende der Geschäftsleitung, 1986 auch des Verwaltungsrats.

Ihr fiel die Aufgabe zu, die Firma tiefgreifend und umfassend zu restrukturieren und grundsätzliche strategische Entscheide zu fällen, um sie in eine neue Zeit hinüberzuführen. Neue Ladenkonzepte zum Beispiel für CDs wie die Station, die seit 1992 im Shopville des Zürcher Hauptbahnhofs besteht, oder die Giga Music Company, die über zehn Jahre hinweg an der Bahnhofstrasse erfolgreich war, wurden erprobt. Andererseits musste in Zeiten der Rezession auch redimensioniert werden.

Der Geschäftsumfang wurde gezielt ausgebaut, so 1984 durch die Gründung der Tochtergesellschaft Musica Nova AG, einer Import/Engros-Firma mit der Aufgabe, Generalvertretungen im Bereich Musikinstrumente und Zubehör aufzubauen und Dritte zu beliefern. Mit der Musica Viva AG entstand 1988 eine weitere Tochterfirma, die das Grosssortiment im gesamten Schweizer Notenhandel übernahm. In ihrem Ehemann Eckard Harke-Hug, einem gelernten Musikalienhändler und erfolgreichen Musikunternehmer aus Detmold (D), fand Erika Hug 1989 einen Partner, der das Metier in allen Bereichen von der Pike auf kennt und sich mit Leib und Seele für die Firma engagiert. Der gemeinsame Sohn Julian, gleichsam die siebente Hug-Generation, ist mit seinem Studium beschäftigt.

Es galt in den letzten Jahrzehnten aber auch, der Firma ein einheitliches Gepräge zu verleihen: Ein Corporate-Identity-Konzept wurde Anfang der 80er-Jahre für die gesamte Firma in allen Filialen umgesetzt. Ausserdem wurde weiterhin renoviert. Am auffälligsten zeigt sich das im vollständigen Umbau des Stammhauses (Limmatquai 28 und 30 sowie Grossmünsterplatz 7). Diese Umbauphase erhielt mit einem grossen aussergewöhnlichen Bauwandbild ihr spektakuläres äusseres Signet. So entstand 1993 im Stammhaus schliesslich das «grösste Fachgeschäft der Musikbranche in Europa» mit über 1,7 Millionen Artikeln auf dreitausend Quadratmetern: allein rund 40’000 CD sowie Werkstätten für die Saiten- und Blasinstrumente. 2003 wurde hier die Steinway Gallery eröffnet, 2006 eine eigene Harfenabteilung.

Von 39 Millionen im Jahr 1979 konnte der Gesamtumsatz kontinuierlich gesteigert werden. Anteil daran hatte schliesslich, dass seit 2003 auch Jecklin, die Nummer 2 im Schweizer Instrumentenmarkt, zur Gruppe Musik Hug gehört. Dadurch kamen drei neue Geschäfte in Zürich sowie Läden in Bern, Baden und im Glattzentrum hinzu, die der Kundschaft schon bestens bekannt waren.

Ein wesentliches Zeichen für die Zukunft setzte Erika Hug, als sie zum 175-Jahr-Jubiläum der Firma die Stiftung «Kind und Musik» ins Leben rief, die im Bereich musikalischer Erziehung seither neue Akzente setzt. 1993 entstand beim Stammhaus schliesslich auch der erste Kinder-Musikladen weltweit, in dem ein auf Kinder spezialisiertes Angebot bereitsteht und Kinder auf spielerische Art und Weise an die verschiedenen Musikinstrumente herangeführt werden.

Musikalienhandlung und Leihbibliothek

Mit dem Musikalienhandel hatte Nägeli 1791 seine Tätigkeit begonnen, und über längere Zeit blieb diese Tätigkeit neben dem Verlag zentral. Weil Noten noch rar und vergleichsweise teuer waren, bot man sie leihweise im Abonnement an. Was uns heute etwas seltsam vorkommen mag, war durchaus rentabel, wenn auch auf die Dauer nicht lukrativ. Für Nägeli freilich warf das zunächst einige tausend Gulden Zürcher Valuta ab, denn sein Unternehmen war konkurrenzlos bis nach Süddeutschland hinein.

So bildete das Leihwesen auch unter Pfarrer Hug und seinen Nachfolgern einen wichtigen Bestandteil des Geschäfts. Es wurde über die Agenten vor Ort abgewickelt. Man konnte die Noten auch erwerben. Mit der Zeit aber verlor dieser Tätigkeitsbereich an Bedeutung. Man behielt diese Abonnemente zwar bis weit ins 20. Jahrhundert bei, weil man den Dienst am Kunden höher einschätzte. 1945 jedoch verschwand die Leihbibliothek.

Der Notenhandel aber hat seinen Platz stets behaupten können. Und die Firma Hug erwarb sich gerade hier einen hervorragenden Ruf. Die Masse dessen, was einst «zu beziehen durch Gebr. Hug & Co.» war, ist von heute aus gesehen geradezu erdrückend. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gab die Firma für die einzelnen Instrumente und Instrumentengruppen verschiedene «Führer durch die Musikliteratur mit Angabe der Schwierigkeit» heraus. Jener für Harfe umfasste 31 Seiten, jener für Mandoline, Mandorla etc. 160 Seiten, jener fürs Klavier war ein eigentliches Buch.

Die Noten gingen bis nach Südamerika. «Unser eigenes Leipziger Haus sorgt durch tägliche Versendung für schnellste Beschaffung nicht vorrätiger, auf feste Rechnung verlangte Musikalien», hiess es 1903. Diese riesige Auswahl hat immer wieder berühmte Musiker ans Limmatquai gelockt, wenn sie in Zürich weilten. Der Laden galt manchem als letzte Rettung, wenn etwas sonst unauffindbar blieb.

Gewiss hat sich das Sortiment etwas verkleinert, aber die Menge ist immer noch riesig, und sie erfordert die Fachkenntnisse erfahrener Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Die Noten werden seit 1985 in Selbstwahl postiert, senkrecht nebeneinander stehend – eine Idee, die Erika Hug aus Japan mitbrachte. Heute ist auch der Computer stark an diesem Handel beteiligt. Über die Homepage von Musik Hug sind über 300’000 Titel, darunter über 90’000 Lagerartikel erhältlich.

Der Verlag

Wäre Nägeli beim Notenverkauf geblieben, so wäre er kaum in finanzielle Nöte geraten, aber sein Ehrgeiz drängte ihn zum Verlegen, was zunächst unrentabel bleiben musste. Zum Glück allerdings hat er sich davon nicht abhalten lassen, denn seinem 1794 gegründeten Verlag kommt allergrösste Bedeutung zu, nicht nur wegen der Pioniertaten für die Musik Bachs, sondern auch in Hinblick auf das einheimische Musikschaffen. In den über 12’800 Verlagsausgaben der 213 Jahre währenden Geschichte spiegelt sich der Wandel des Musiklebens. Der Hug Verlag hat so die Schweizer Musikgeschichte begleitet – und wurde selber ein Teil davon. Er erhielt dadurch übrigens auch internationales Ansehen. Durch die Auslandfilialen, vor allem jene in Leipzig, die ein riesiges Sortiment führte, wurde das Schweizer Musikschaffen exportiert. 

Dies gilt zunächst für den Chorgesang, auf dem der Hug Verlag eine über die Grenzen hinaus reichende Bedeutung erlangte. Hier erschienen erste Sammlungen mit Liedern und Chorgesängen, bald auch die offiziellen Liederbücher des 1842 gegründeten Eidgenössischen Sängervereins. Das Repertoire war breit und verbreitet. Einige Lieder wurden zu regelrechten Hits. Wilhelm Baumgartners Lied Noch sind die Tage der Rosen von 1857 erreichte allein in der einstimmigen Ausgabe bis 1907 eine Auflage von über 90’000 Exemplaren.

Erweitert wurde dieses Sortiment, das in über 12’700 Titeln immer noch im Verlag am Limmatquai vorhanden ist, durch Volks- und Kinderlieder, dies bereits um 1900 etwa mit Sang und Klang aus Appenzell von 1898, der Singstubete von 1915 oder den Canti popolari ticinesi von 1917. Mit der in den 20er Jahren einsetzenden Jugendmusik- und Singbewegung wurde diese Tendenz zum Musizieren und Singen verstärkt. Der Hug Verlag hat sich hier von Anfang an beteiligt. Bis heute bilden solche Liederbücher einen wichtigen Bestandteil der Verlagsarbeit. Folgerichtig wurden auch Popsongs oder Chansons wie jene von Mani Matter für Chor gesetzt. Hinzu kommen die Kinderliederbücher, deren berühmtestes Chömed Chinde mir wänd singe, einst von der Firma Maggi übernommen, an einsamer Spitze steht. 

Der Hug Verlag trat aber auch immer für das aktuelle Schweizer Schaffen ein. Komponisten wie Hermann Suter haben dem Verlag fast ihr gesamtes Oeuvre anvertraut. Bekannte Stücke sind hier erschienen, wie Hans Hubers Sinfonien oder Willy Burkhards Oratorium Das Gesicht Jesajas. Von Beginn weg unterstützte Hug auch Othmar Schoeck, den bedeutendsten Deutschschweizer Komponisten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1907 bereits kündigt er die Lieder des gerade erst 21Jährigen prominent an.

1905 hatte Emil Hug durch eine Geldspende zusammen mit dem Schweizerischen Tonkünstlerverein die sogenannte Schweizerische National-Ausgabe ins Leben gerufen, in der bis 1935 wichtige Stücke erschienen. 1974 erlebte dieses Mäzenatentum eine Neuauflage, als Adolf Hug jun. zu seinem 70. Geburtstag einen Spezialfonds zur Förderung des helvetischen Musikschaffens errichtete. In der damit eröffneten Editionsreihe Schweizer Musik des 20. Jahrhunderts erschienen seither mehr als hundert Werke, etwa von bedeutenden Komponisten wie Robert Blum, Erich Schmid, Jacques Wildberger, Rudolf Kelterborn, Hans Ulrich Lehmann, Heinz Marti, Eric Gaudibert, Hans Wüthrich, Rolf Urs Ringger, Roland Moser und Edu Haubensak.

Durch die Übernahme der Foetisch Frères SA gelangten 1976 übrigens bedeutende Westschweizer Werke zum Hug Verlag, so die Oratorien Le Roi David und Nicolas de Flüe von Arthur Honegger.

Schliesslich begleitete der Verlag das einheimische Musikschaffen auch dadurch, dass er – zuweilen unter beträchtlichen finanziellen Opfern – die Zeitschriften der Musikverbände herausgab. So ab 1876 das gerade fünfzehn Jahre junge Eidgenössische Sängerblatt, das bald darauf in Schweizerische Musikzeitung und Sängerblatt umbenannt wurde und das ab 1937 in zwei Zeitschriften aufgespalten wurde. Bis 1977 gab Hug das Sängerblatt heraus, bis 1982 die Schweizerische Musikzeitung.

Von jeher ein zentrales Wirkungsfeld war jedoch die Musikpädagogik, was sich infolge der von Nägeli und Hug propagierten Pestalozzischen Ideen fast zwangsläufig ergab. Zahlreich sind die bedeutenden Instrumentalschulen, die beim Hug Verlag erschienen sind. Erwähnt seien hier nur die Violinschule von Ferdinand Küchler (1911), die Anleitung für Gitarre und Ukulele von Hugo Fröhlin, die Schule für Panflöte des populären Simon Stanciu oder auch die New Vibraphone Method, die Jazz-Gigant Lionel Hampton 1981 zusammen mit Jean-Claude Forestier herausgab.

Durch die Verlagsnummer 10’000 für sein Spiel mit Tönen wurde 1955 der Komponist Kurt Herrmann geehrt, von dem schon zuvor mehrere Werke im Hug Verlag erschienen waren. Das Engagement von Rudolf Schoch, der bei Hug 1933 seinen Kleinen Lehrgang für das Blockflötenspiel herausgab, hatte gar musikpolitische Konsequenzen, denn bereits 1947 wurde der obligatorische Blockflötenunterricht in den Zürcher Primarschulen eingeführt, wodurch jedes Kind mit Musik in Berührung kam.

Aber auch solche Standardwerke werden ergänzt oder gar überholt, und so wurden in der Musikpädagogik immer wieder neue Ansätze gesucht. Der Hug Verlag trug dem Rechnung, indem er sein Angebot ausbaute. So übernahm er 1979 den Zürcher Musikverlag zum Pelikan mitsamt dem dazu gehörenden Plattenlabel Pelca, und er erwarb jüngst vierzig musikpädagogische Titel des Pan-Verlags. Besonders wichtig wurde in diesem Zusammenhang die Edition Conbrio, deren Verlagsprogramm 1999 teilweise zu den Hug Verlagen kam. Diese Edition hatte durch frische musikpädagogische Ideen auf sich aufmerksam gemacht und passte deshalb sehr gut ins hauseigene Programm. Die Musik wird hier auf ansprechende Weise erzählt, der Zugang ist spielerisch, aber deshalb nicht minder anspruchsvoll, neue Methoden werden erprobt, wie Kinder an die Musik herangeführt werden sollen.

Der Handel mit Musikinstrumenten

«Echt italienische Gitarren», «Alpenländische Zithern aus Tirol», «Violinen aus Mirecourt und Paris für Künstler und bessere Dilettanten» sowie «Pianos in Tafel- und Flügelform, für die wir gradestehen». Schon früh bot die Firma Musikinstrumente an, Pfarrer Hug bereits pflegte den Handel damit, wenn auch noch in bescheidenem Rahmen. Aber die Gebrüder Hug reparierten auch schon, wenn jemand ihnen eine Geige vorbeibrachte.

Erst Ende der 1850er-Jahre aber setzte stärkere Nachfrage ein. Und es war vor allem Emil Hug, der diesen Bereich liebte und förderte. So knüpfte er bereits 1865 die Beziehung zu Steinway & Sons, die bis heute besteht. Musik Hug kann denn auch mit dem Spruch werben: «Wir haben mit Steinway so lange Erfahrung wie Steinway & Sons». Musik Hug eröffnete in seiner Lausanner Filiale 1999 die erste Steinway Hall der Schweiz (und die erst fünfte weltweit). 2003 folgte eine Steinway Gallery im Zürcher Stammhaus.

Der Handel mit Klavieren und Flügeln nimmt denn bei Musik Hug auch einen zentralen und sehr stabilen Platz ein. Die Tätigkeit ist hier äusserst vielfältig, sie reicht vom Verkauf und der Vermietung von Instrumenten bis zur Renovation. So wurde etwa der 1858 gebaute Erard-Flügel aus dem Richard-Wagner-Museum in Tribschen in den Musik-Hug-Piano-Werkstätten einer kompletten Restaurierung unterzogen, ebenso jenes Instrument, das Sergej Rachmaninow in seiner Villa in Hertenstein bei Weggis benutzte. Ausserdem sind die Klavierstimmer von Musik Hug in den Konzertsälen der Schweiz tätig, und sie haben da schon manches Instrument bzw. den Pianisten und sein Konzert buchstäblich in letzter Minute gerettet.

Ähnliches könnten die Werkstätten für Saiteninstrumente berichten. Sie beheben kleine und grosse Krankheiten und Unfallfolgen. Manchmal kommt es auch hier zu Notfällen, wenn ein Bogen noch am Nachmittag vor dem Tonhallekonzert neu behaart werden muss. Spektakulär ist in dieser Abteilung der Umgang mit den alten Violinen. Mit Meisterinstrumenten umzugehen, verlangt viel technische und historische Kenntnis und Intuition. Eine schöne Stradivari ist selten und teuer, teurer als der grösste Konzertflügel.

So betreute Musik Hug etwa bis zum Verkauf jene «Guarneri del Gesù» aus Cremona 1742, die Yehudi Menuhin gehörte und seine Lieblingsgeige war. 1999 wechselte sie für den höchsten Preis, der je für eine Meistergeige bezahlt wurde, den Besitzer.

Früher als mit Saiteninstrumenten handelte Musik Hug mit Blasinstrumenten, dies vor allem dank der Basler Filiale, die 1875 selber mit der Fabrikation begann. Man stand dort in engem Kontakt mit den Trommlern, Pfeifern und Guggenmusiken und behält auch heute noch das Geschäft über die Fasnachtstage offen, um bereitzustehen, wenn eine Klappe beim Morgestraich nicht funktionieren will. Auch in diesem Bereich haben sich die Werkstätten von Musik Hug einen hervorragenden Ruf erworben.

In allen Bereichen hat sich das Angebot in den letzten Jahren ständig erweitert. Einerseits durch die neuen Unterhaltungsmusiken, andererseits durch die elektronischen Instrumente. Schon 1947 erhielt Hug die Generalvertretung für die Hammond-Orgeln in der Schweiz.

Neue Medien

Schon kurz nach 1900 wurden Phonographen und Grammophone angeboten, aber auch die zahlreichen Reproduktionsklaviere, deren Vielfalt uns heute kurios vorkommen mag. Das Piano-Orchestrion «Musica» oder das Mandolinen-Piano-Orchestrion «Geisha»: Sie standen in Restaurants und Hotelhallen und belebten die Räume mit automatischer Musik.

Das Grammophon setzte sich gegen 1930 endgültig durch – hatte allerdings mit dem Radio neue Konkurrenz erhalten. Auch die neuen Rundfunkempfänger wurden – ebenso wie später die Fernseher – sofort ins Sortiment aufgenommen. Die Technik entwickelte sich rasant.

Flexibel reagierte die Firma auch, als Anfang der 80er Jahre die Compact Disc den Markt zu erobern begann. Die neuen Tonträger wurden wegen ihrer angeblichen klanglichen Sterilität in der Branche regelrecht schlechtgemacht. Musik Hug wurde durch den Erfolg beim Publikum bestätigt.

Derweil hat die Digitalisierung der Musikwelt zahlreiche Neuerungen gebracht: Vom hochauflösenden Piano-Selbstspielsystem SPIRIO von Steinway & Sons über MIDI-Controller und Synthesizer bekannter Hersteller bis hin zum ROLI-Seaboard – einem MIDI-Keyboard mit faszinierenden Funktionen und Modulationsmöglichkeiten. Musik Hug bringt sinnvolle Neuerungen und Innovationen in die Musikwelt, ohne den unschätzbaren Wert klassischer Musikinstrumente zu verkennen.

Musik Hug und Musikpunkt

Der Schweizer Detailhandel befindet sich im Wandel. Gefragt sind neuartige Wege und innovative Lösungen, um unseren Kundinnen und Kunden auch weiterhin ein überzeugendes und einzigartiges Musik-Erlebnis bieten können. Die Gruppe Musik Hug hat mit einer neuen Strategie und einschneidenden Massnahmen auf diese neuen Rahmenbedingungen reagiert. Im Zuge dieser Neuausrichtung wurde angestrebt, die Geschäfte vollständig in jüngere Hände zu legen.

Dieses Vorhaben ist vortrefflich gelungen: Die Gruppe Musik Hug ging im Oktober 2017 in den Besitz des Luzerner Familienunternehmens Musikpunkt AG über. Die neue Eigentümerschaft verfügt über die nötige Erfahrung, um die beiden etablierten Marken gemeinsam in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Durch die Änderung entsteht das neue führende Musikhaus der Schweiz mit rund 200 Mitarbeitenden, elf Standorten und einem attraktiven und stetig wachsenden Onlineangebot. Der Name Musik Hug bleibt auch mit den neuen Eigentumsverhältnissen bestehen.

Einer erfolgreichen, gemeinsamen Zukunft mit Musikpunkt steht nichts mehr im Weg – wir freuen uns sehr darauf.

Die Filialen

In der Mitte des 19. Jahrhunderts beschäftigten die Gebrüder Hug Agenten in verschiedenen Städten, die die Kundschaft mit Musikalien und Instrumenten versorgten und die Pakete der Leihabonnenten abgaben und in Empfang nahmen. In Luzern war dieses Depot zum Beispiel um 1870 beim Ehepaar Auer untergebracht, das ein Atelier «für neueste Pariser Corsets» unterhielt. Man mag sich also vorstellen, dass sich vielleicht eine Dame nach dem Anprobieren mit Salonmusik eindeckte oder beim Abholen des Abonnementspakets ein Korsett bestellte.  

Ein solches System erwies sich aber auf Dauer als zu ineffizient und kompliziert, und so wurden diese Agenturen nach und nach in regelrechte Filialen ausgebaut. Die erste entstand 1865 in Basel an der Freiestrasse 70. Sie bediente die musikliebende Basler Kundschaft, erlangte aber auch Bedeutung als Tor zur Romandie und zum Elsass. Bekannt wurde die Abteilung für historische Tasteninstrumente, die auch mit der 1933 von Paul Sacher gegründeten Schola Cantorum Basiliensis in engem Kontakt stand. 2001 wurde das Basler Pianohaus Eckenstein AG von Musik Hug übernommen. 

Seit 1865 existierte die Filiale in St. Gallen, wo sich zuvor schon die älteste Hug’sche Agentur befand. Von hier erreichte der Handel mit Musikalien und Instrumenten die Ostschweiz und auch Süddeutschland. Das Haus an der Ecke Marktgasse/Spitalgasse, das 1907 bezogen wurde, wurde 1983/84 grundlegend umgebaut, wobei nur die Fassaden bestehen blieben. Einerseits entstand das damals modernste Musikhaus der Schweiz, andererseits blieb die wertvolle Bausubstanz im Altstadtbild erhalten. Es war der erste Umbau, der nach dem neuen, von Erika Hug entwickelten Ladenkonzept vorgenommen wurde. Auf vier Etagen bot Musik Hug St. Gallen ein riesiges Sortiment.

Im Jahre 1874 eröffnete Musik Hug die Filiale in Luzern. Das Geschäft expandierte zusehends, zumal ab 1938, als die Internationalen Musikfestwochen Luzern gegründet wurden, diese eine Schar prominenter Musiker an den Vierwaldstättersee lockten. Persönlichkeiten wie Wilhelm Furtwängler, Beniamino Gigli oder Edwin Fischer kamen so in den Laden. Die Filiale hatte seit 1971 an zentraler Stelle am Kapellplatz 5 ihren Sitz. 

Von Luzern aus expandierten die Gebr. Hug 1887 auch nach Lugano, wo ein eigentliches Musikleben entstanden war. Das Geschäft florierte vor allem unter der einheimischen «Familiendynastie» von Mario und Alberto Vicari. 1984 wurde sie verkauft. 

Auch den Schritt ins Ausland wagte die Firma – insbesondere unter Emil Hugs Ägide. So entstanden Filialen in Strassburg, Konstanz, Lörrach und Feldkirch, vor allem aber – weitaus am folgen- und erfolgreichsten – in Leipzig. Etliche dieser Auslandfilialen wurden schon in der Wirtschaftskrise geschlossen. Mit dem Zweiten Weltkrieg und dem Brand von Leipzig endete dieses Kapitel der Firmengeschichte. 

Zahlreiche weitere Filialen sind inzwischen noch entstanden und teilweise wieder verschwunden. Es zeugt von der Dynamik und Vitalität eines Unternehmens, dass Versuche gestartet werden, die je nachdem erfolgreich sind oder nicht. In Zürich-Aussersihl, Winterthur und Solothurn war Musik Hug sehr lange vertreten. Einstige Filialen in der Romandie werden heute als Piano-Ateliers geführt. In Lausanne, dessen Laden man 1976 mit der Foetisch Frères SA übernahm, steht ebenfalls das Klaviergeschäft im Zentrum – die grosse Steinway Piano Gallery Lausanne. In Genf etablierte sich Musik Hug, als man 2000 das renommierte Klaviergeschäft Kneifel SA übernahm. 

Heutiges Filialnetz 

Musik Hug betreibt Musikgeschäfte, Piano-Galleries und Werkstätten an verschiedenen Standorten der Schweiz. Der Stammsitz des Unternehmens befindet sich am Limmatquai in Zürich. Weitere Verkaufsstandorte befinden sich in Allschwil (BS), Kriens(LU), Hochdorf(LU), Bülach(ZH). Zudem betreibt Musik Hug die exklusiven Steinway Piano Galleries in Zürich, Bern, Lausanne und Genf. Weiter betreibt Musik Hug über hauseigene Klavierwerkstätten in Zürich, Bülach (ZH), Allschwil (BS), Bern, Kriens (LU), Ecublens (VD), Neuchâtel (NE) und Genf.

Geschichte Musikpunkt Luzern

1972 

Gründung der Firma Lohri AG Blasinstrumente durch Jürg Lohri an der Bleicherstrasse 14 in Luzern 

1981

Umzug an den Alpenquai 4 in Luzern und Vergrösserung der Firma 

2007 

Geschäftsübergabe an Sohn Adrian Lohri 

2010 

Gründung der Musikpunkt Holding und Beginn der Zusammenarbeit mit der Gasser AG Hochdorf 

2011 

Eröffnung der Perkussionsabteilung am Standort Luzern 

2013 

Fusion mit der Musikhaus Gasser AG zur Musikpunkt AG 

2021 

Fusion mit Musik Hug AG

Geschichte Musikpunkt Hochdorf

1953 

Gründung der Firma Gasser Blasinstrumente durch Walter Gasser 

1987 

Geschäftsübergabe an Sohn Heinz Gasser 

1993 

Eröffnung der Perkussionsabteilung durch Josi Muff (Musikhaus Muff AG) 

2010 

Umbau und Laden-Neugestaltung  

Gründung der Musikpunkt Holding und Beginn der Zusammenarbeit mit der Lohri AG Luzern 

2013 

Fusion mit dem Musikhaus Lohri AG zur Musikpunkt AG 

2021

Fusion mit Musik Hug AG