Jaques-Dalcroze Piccole Variazioni Orchestrali
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Inhalt
1. Allegro
2. Cantabile
3. Allegro assai
Flute concerto no. 2 in G major
1. Allegro
2. Grave e cantabile
3. Allegro assai
Flute concerto no. 3 in C major
1. Allegro
2. Grave
3. Allegro assai
Flute concerto no. 4 in D major
1. Allegro
2. Adagio
3. Allegro
Beschreibung
Am 26. Dezember 1895, dem zweiten Weihnachtsfeiertag, hielt Jaques-Dalcroze am Conservatoire von Genf einen Vortrag über Orchestration. Zu diesem Anlass schuf er sein anschließend populärstes Orchesterwerk: die 13 kleinen Variationen über das Volkslied »Freut euch des Lebens« («La Suisse est belle») – wobei es sich bei der Uraufführung, die in Zusammenhang mit dem Vortrag unter der Leitung des Komponisten vom Orchester des Konservatoriums als Abfolge instruktiver Klangbeispiele gegeben wurde, laut Programmzettel noch um 20 Variationen gehandelt haben muss, von denen Jaques-Dalcroze dann bei der finalen Umarbeitung vor der Publikation sieben herausgenommen hat.
Dieses bis heute sowohl in der französischen als auch in der deutschen Schweiz sehr beliebte Volkslied, das im Original auf Deutsch gesungen wurde, war lange obligatorischer Bestandteil der Schweizer Schulbücher und ab 1912 ‚Pflichtlied‘ im 4. Schuljahr an Preußens Schulen. Aufgeführt wird es als ‚Rundgesang‘, bei dem alle Sänger den Refrain singen und einzelne Sänger aus der Runde die dazwischen liegenden Strophen. Es ist das Werk eines seinerzeit hochbedeutenden Mannes: des Verlegers, Musikpädagogen und Komponisten Hans Georg Nägeli (1773-1836), der die 1793 verfasste Dichtung von Johann Martin Usteri (1763-1827) noch im selben Jahr vertonte. Jaques-Dalcroze hat die Kunst verstanden, eine im guten Sinne volkstümliche Komposition zu verfassen, die zugleich ihren erzieherischen Sinn – ein kurzweiliges Demonstrationsobjekt für den Klang der Orchesterinstrumente, ihre Kombinationen, Mischungen, Kontraste und ihres dynamischen Spektrums zu sein – erfüllt. Er geht mit der harmlos frohsinnigen Naivität des Themas ohne intellektuelle Distanzierung um, jedoch mit einer Menge Humor und viel subtilem Gespür für plausible Abwandlungen. Und er bewegt sich sofort mit unkonventionellen Mitteln voran, indem er schon in der 1. Variation in den aus zwei unterschiedlichen Pulslängen zusammengesetzten 5/8-Takt umschaltet. Das unterhaltsame Spiel abwechselnder Charaktere lässt er souverän ablaufen, und einige Variationen erfüllen die thematische Metamorphose mit einer Substanz und einem Reichtum, der im Thema selbst nicht zu finden ist, so beispielsweise die mysteriöse langsame 4. Variationen mit ihrem rahmenden Streichersatz und einem Trio piccolo der Bläser, wobei dann in reizvoller Weise bei der Wiederaufnahme der Streichbesetzung die Trompete ‚misterioso‘ in der Altlage hinzutritt. Dem folgt ein zopfiges Menuett in der Manier Haydns, das auch so ausgewiesen wird. Die 6. Variation, Andante religioso für die Bläser allein, ist besonders beeindruckend in den Klangkombinationen. Sehr wirkungsvoll ist die Fanfaren-Variation, höchst originell die unruhevolle, wie Programmmusik anmutende 11. Variation in der Art eines instrumentalen Melodramas. Doch erst die abschließende Variation, ein ‚Philister-Marsch‘, ist eine offen satirische Angelegenheit, von welcher es im Programmheft der Uraufführung der endgültigen Fassung heißt, dass das Thema hier nun „in pompös-vulgärer Gestalt auftritt; die protzerisch-klischeehafte Orchestration illustriert die alte Redewendung ‚Viel Lärm um Nichts‘“.
Die Uraufführung der endgültigen Fassung der ‚Piccole Variazioni orchestrali‘ fand am 19. März 1898 gleichfalls durch das Genfer Konservatoriums-Orchester unter der Leitung von Jaques-Dalcroze im Conservatoire zu Genf statt. Daraufhin ließ Jaques-Dalcroze das Werk im Eigenverlag im Druck erscheinen. Die Ersteinspielung kam 105 Jahre später in den Mosfilm Studios zustande: im August 2003 leitete der Schweizer Dirigent Adriano das Moskauer Symphonie-Orchester in einem Jaques-Dalcroze-Programm, welches außer vorliegendem Werk noch die «Suite de danses», die «Suite de ballet» und das «Poème alpestre» umfasste und im selben Jahr bei Sterling Records auf CD veröffentlicht wurde. Vorliegende Partitur aus dem Nachlass des mit Jaques-Dalcroze befreundeten großen Geigers und Komponistenkollegen Henri Marteau ist ein unveränderter Nachdruck des Erstdrucks. Für wichtige Informationen rund um das Werk danke ich Adriano und dem führenden Jaques-Dalcroze-Gelehrten Jacques Tchamkerten.
Christoph Schlüren, Oktober 2022
Spezifikationen
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- Emile Jaques-Dalcroze
- Piccole Variazioni Orchestrali
- sulla canzone popolare La Suisse est belle
- Musikproduktion Höflich
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- Orchester
- 1
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- Studienpartitur
- StP
- 2022
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