Liszt Zweites Petrarca-Sonett

Im zweiten, 1858 erschienenen Band Italie der dreiteiligen Années de pèlerinage stehen die großen Namen der italienischen Kunst und Dichtung im Mittelpunkt. Dazu zählt auch Petrarca und seine Sammlung von Sonetten an die geliebte, aber für den Dichter unerreichbare Laura. Liszt wählte drei Gedichte als ideelle Vorlage für die Nummern 4–6 in seinem Italien-Band aus. Das zweite seiner drei Petrarca-Sonette wechselt im musikalischen Ausdruck zwischen Begeisterung und Melancholie, zwischen Leidenschaft und Trübsinn. Damit entspricht es genau jenen widerstreitenden Gefühlen des Verliebten, die Petrarca im zugrundeliegenden „Sonetto 104“ beschreibt. Trotz der Kürze des Stücks begegnet man einer Fülle von harmonischen Wendungen und satztechnischen Varianten der elegisch angehauchten Hauptmelodie. Kurzum: ein repräsentatives Werk für den „Meister des Klaviers“. Dieses vor allem im Hinblick auf Ausdruck und Gestaltung anspruchsvolle, technisch aber größtenteils moderate Stück gehört zu den beliebtesten der Année-Bände und liegt hiermit auch als revidierte Einzelausgabe im Urtext vor.